Die Grünen aus dem Bezirk Rhynern standen dem Gewerbepark Rhynern grundsätzlich offen gegenüber. Welche Entwicklung der Gewerbepark in den letzten Jahren genommen hat, muß allerdings differenziert bewertet werden, dazu sind Zahlen zur Qualität der Arbeitsplätze, Pendlerzahl und Größe der Unternehmen unerlässlich. Diese werden von der Wirtschaftsförderung regelmäßig nicht zur Verfügung gestellt, seit Jahren herrscht ein chronischer Informationsmangel an kritischen Daten.
Den Schluß auf die tatsächliche Schaffung wohnortnaher Arbeitsplätze läßt die vorhandene Datenlage gar nicht zu. „Angesichts dieser fehlenden Grundlage von einer „Erfolgsgeschichte“ zu sprechen, ist fahrlässige Lobhudelei.“, finden Andrea Pfeifer und Ulrich Kroker von der Fraktion der Grünen im Bezirk Rhynern. „Niemand kennt die Zahl der Pendler, niemand weiß, wieviel Menschen im Niedriglohnbereich arbeiten müssen, niemandem ist bekannt, ob mehr Jobs von kleinen oder großen Unternehmen geschaffen werden. Was Not tut ist ein kritischer Blick auf der Grundlage von harten Fakten und keine pauschale Absolution des „einen oder anderen Nachteils“.
Die Grünen wollen die Bedeutung des Gewerbeparks Rhynern nicht kleinreden, sehen aber die Fehlentwicklungen der letzten Jahre sehr deutlich. Dazu gehört nicht nur die Zerstörung der Landschaft, der Verkehrskollaps und steigender Lärm, sondern auch der zunehmende Flächenverbrauch sowie die nicht zu stoppende Vermüllung. Diese Probleme werden vor allem durch die von der Stadt Hamm forcierte Ansiedlung von großen Logistikunternehmen ausgelöst, eine Strategie, die von der Hammer Stadtverwaltung auch weiterhin mit Nachdruck verfolgt wird. „Was dort noch entstehen soll, ist der Wahnsinn für Rhynern.“, prognostizieren die beiden Bezirkspolitiker.
Auffallend ist vor allem der unterschiedliche Charakter innerhalb des Gewerbegebiets. Während der ältere Teil seinen parkähnlichen Charakter behalten hat, die Fluktuation dort offensichtlich gering ist und insbesondere Hammer Unternehmen angesiedelt sind, bestehen die neueren Teile des Gewerbegebiets aus großen Logistikern mit viel Flächenverbrauch, kaum Landschaftsgestaltungen und großem Verkehrsaufkommen. Vor allem hier hat die Arbeitsplatzqualität einen schlechten Ruf, der auch bisher nicht von der Hammer Wirtschaftsförderung mit entsprechendem Datenmaterial entkräftet wurde. Die Meldung, dass im Gewerbegebiet Rhynern 350 Azubis ihr Auskommen finden, macht deutlich, dass nur für circa 5 Prozent der Beschäftigten ein Ausbildungsplatz zur Verfügung gestellt werden konnte. Eine Zahl, die keineswegs herausragend ist, sondern laut Statista[1] und IT.NRW[2] dem Landesdurchschnitt entspricht (NRW: 6 Mio Beschäftigte, 309.876 Azubis in 2014). „Jeder Ausbildungsplatz ist wichtig, aber ob die Familienbetriebe oder die Logistiker in Rhynern mehr in ihren personellen Nachwuchs investieren, darüber schweigt sich die Wirtschaftsförderung aus.“, kritisieren Ulrich Kroker und Andrea Pfeifer. „Unser Fazit: Ob die Mischung im Gewerbegebiet Rhynern für gesund gehalten wird oder nicht, hängt offensichtlich mehr von der Perspektive des Betrachters ab, als vom vorhandenen Wissen.“
Um die chronischen Wissenslücken endlich zu füllen und allen Beteiligten damit eine gleiche Ausgangsperspektive zu ermöglichen, haben die Grünen aus dem Bezirk Rhynern an die Hammer Stadtverwaltung erneut eine Anfrage gerichtet.
[1] http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1326/umfrage/auszubildende-in-deutschland-nach-bundeslaendern/
[2] https://www.it.nrw.de/statistik/b/daten/eckdaten/r543sba.html
Hierzu folgende Anfrage 0386/16 der GRÜNEN in der BV Rhynern:
Am ersten April-Wochenende erschien auf der Rhynern-Seite des WA ein großer Artikel zum Gewerbegebiet in Rhynern. Wir hoffen übrigens, dass Rhynern außerhalb Hamms auch in Verbindung mit seiner über 1 000jährigen Geschichte wahrgenommen wird! In dem Artikel angesprochen: aus dem einst gepriesenen Gewerbepark ist schlichtweg eines der Gewerbegebiete längs der A2 geworden, wie sie anderenorts auch existieren.
Wir greifen einige Aspekte, die der Bericht nicht klären konnte, zur Nachfrage aus Rhyneraner Sicht heraus.
- Dringend zu klären wäre, ob sich die Zahl der erwähnten Arbeitsplätze auf den Kaufkraftindex für die Stadt ausgewirkt hat (ein Argument in Diskussionen).
- Nicht zu übersehen ist, dass in der südlichen Erweiterung jenseits der Wasserscheide, die einst als imaginäre Grenze galt, große Flächen an Unternehmen (Logistikstandort) vermarktet worden sind.
- Wie begründet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt (WFG) die Abkehr von der Kleinteiligkeit der Ansiedlungen (kleine u. mittelgroße Unternehmen in Vielfalt), die zudem auf wirtschaftliche Veränderungen flexibler reagieren können?
- Ist in diesem Zusammenhang die Überlegung richtig, die Menge von Arbeitsplätzen sage nur bedingt etwas über ihre Qualität, die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkung für die Arbeitnehmer aus?
- Wie macht sich die Entwicklung in Rhynern bei den gesamtstädtischen Arbeitslosenzahlen bemerkbar?
- Sind Nachfragen bei den Betrieben erfolgt, wie viele Mitarbeiter/innen aus der Stadt Hamm kommen?
- Gibt es Zahlen zur Veränderung der Verkehrsfrequenz auf der Strecke von der Unnaer Straße bis zum Oberallener Weg im Laufe der Jahre?
- Wie ist die Situation heute?
- Welche Bedeutung hat die im Bericht skizzierte Entwicklung für den Bezirk Rhynern?