„Jetzt ist der Westen dran“ – so der Titel des Hammmagazins vom Januar 2018 – passend zum Beginn der Abrissarbeiten der Häuser an der Wilhelmstraße 172-176 (WA-berichtete). Passend zum bedenkenlosen Umgang mit historischen Strukturen und Fassaden prangt ein Abrissbagger auf der Titelseite des Blattes.
Während die ortsbildprägende gründerzeitliche Klinkerfassade der Wilhelmstraße 172-176 bald Geschichte sein wird und einem modernen Allerwelts-HGB-Bau weichen wird, ist im östlichen Bereich der Wilhelmstraße zwischen Viktoria- und Otto-Brenner-Straße noch unklar, wie KITA oder Stadtteilzentrum aussehen werden. Klar ist allerdings, dass bisher alle Altgebäude der Abrissbirne weichen sollen. Die GRÜNEN kritisieren vor allem die mangelnde Sensibilität der Verwaltung im Umgang mit dem Altbestand. Seit Kriegsende sind prägende Gebäude im gesamten Stadtgebiet immer wieder bedenkenlos abgerissen worden. Sie vermissen deshalb einen Perspektivwechsel hin zur Bewahrung. „Was wäre die Südstraße z.B. ohne die historische Fassade vor dem Gesundheitszentrum“, verweisen Ulrich Kroker und Siegbert Künzel (beide im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr) auf ein seltenes positives Beispiel.
Einen entsprechenden Ansatz vermissen beide Politiker in den bisherigen Gestaltungswettbewerben. Die Planung muss einen eindeutigen Auftrag erhalten, die Geschichte und das Stadtbild der jeweiligen Orte aufzugreifen. Sofern nur ein Abriss in Frage kommen sollte und nicht einmal prägende Elemente z. B. der Fassade gesichert und wiederverwendet werden können, muss der Geist des Ortes in moderner Architektursprache interpretuert werden.
Es ist geradezu schon paradox, dass im Hammmagazin ein bunter Bilderbogen „Historisches aus dem Hammer Westen“ gezeigt wird. Gleichzeitig setzen Stadt Hamm und Tochtergesellschaften alles daran, die letzten baulichen Zeitzeugen, die Krieg und autogerechte Stadt überlebt haben, zu vernichten. „Wir müssen aufpassen, dass das „Gesicht“ des Westens nicht so durch Betonflachdachkisten „geliftet“ wird, dass man es nicht mehr wiedererkennt“, mahnen Kroker und Künzel.