Siegbert Künzel, seit 1994 Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr und seit 1999 Mitglied der Bezirksvertretung Hamm-Mitte, hatte zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Ruthe beantragt, die 85 m lange Radspur auf der Goethestraße in Höhe der HGB-Goethegärten rot einfärben zu lassen, da Autofahrer*innen diese Spur regelmäßig missachten und überfahren. Zudem soll die Verwaltung die Einrichtung von Schutzstreifen (protected bike lanes) auf der gesamten Richard-Wagner- und Goethestraße planerisch vorbereiten (WA berichtete). Die Verwaltung reagierte prompt und wies die Einrichtung der Radspuren unter Einziehung von Fahrbahnen mit Hinweis auf den hohen LKW-Besatz zurück.

Künzel findet dies wenig plausibel und nachvollziehbar. „Die Stadt war schon mal viel viel weiter in Sachen Radförderung!“ verweist er auf den Ausbauplan S 20/96 und die entsprechende Vorlage 3269/98. Im Rahmen des Radverkehrskonzepts Hamm-Mitte hatte die Verwaltung eine „unechte“ Zweispurigkeit vorgesehen, um entlang der gesamten Strecke Radfahrschutzstreifen abmarkieren zu können. „Die Mittelinseln im Verlauf der beiden Straßenzüge wurden seinerzeit schon an die neue Verkehrsführung angepasst und entsprechend umgebaut“, so Künzel.

Nur durch den Wahlsieg der CDU 1999 wurde die weitere Ausführung des Ausbauplans aus politischen Gründen verworfen. Stattdessen gab es die sogenannte „Alternativroute“ über die Grünstraße, die im nördlichen Abschnitt als Fahrradstraße ausgewiesen wurde. Der zunehmende Parkdruck und die mit Natursteinen aufgepflasterten Kissen sind allerdings wenig attraktiv für den Radverkehr in der Fahrradstraße – wobei die wenigstens Autofahrer*innen wissen, dass sie in diesen Straßen dem Radverkehr eigentlich untergeordnet sind. Und der Ausbau der Sedanstraße als weitere zentrale Radroute – wie im Städtebaulichen Rahmenplan und Handlungskonzept Mitte vorgesehen – wurde seitens der Verwaltung zurückgestellt. Der Antrag auf Bau einer Querungshilfe auf der Alleestraße, um diese Hauptroute an das Radwegenetz anzubinden, wurde ebenfalls abgelehnt.

„Seit 20 Jahren versuchen wir in Hamm-Mitte, den Radverkehr zu fördern und sicherer zu gestalten – werden aber immer wieder von der Verwaltung ausgebremst“, ärgert sich Künzel. Die Verwaltung brauche doch nur die alten Ausbaupläne aktualisieren – und schon wäre ein großer Schritt getan – ohne große Baukosten. Es müssen nur die Markierung geändert werden – wie von den GRÜNEN übrigens schon bei der Sanierung der Goethe- und Richard-Wagner-Straße angeregt. Was machbar ist – allerdings nur für die Autofahrer*innen -, zeigt die Terraristika: für zusätzliche Autoparkplätze wird eine Fahrbahn der Richard-Wagner-Straße einfach eingezogen und umgewidmet. Mit dem Argument „Stadtautobahn B 63 n“ wird stattdessen jedwede zeitnahe Veränderung zugunsten von Klimaschutz und Fahrradverkehr verhindert. „Das steht eindeutig im Widerspruch zum Klimaaktionsplan – so denn die GROKO diesen wirklich umsetzen will!“ fordert Künzel ein Umdenken innerhalb von Verwaltung und Politik.