Wir erleben einen dramatischen Verlust an Tier- und Pflanzenarten. Vor allem der Rückgang von Insekten und Vögeln führt deutlich vor Augen, dass wir in vielen Handlungs- und Politikfeldern grundlegend umsteuern müssen. Der Kampf gegen das Artensterben ist jedoch noch nicht verloren. Notwendig ist ein breites Bündel an Maßnahmen, das weit über die Notwendigkeiten hinausreicht, die das Landesnaturschutzrecht fordert. Daher begrüßen die Grünen in Hamm die Volksinitiative Artenvielfalt nicht nur, sondern unterstützen sie ausdrücklich und werden auch im Wahlkampf Unterschriften dafür sammeln, damit das Thema in NRW endlich ganz oben die politische Tagesordnung kommt.
Doch während die Umweltverbände eine Initiative für den wirksamen Schutz unserer Umwelt starten, zeigt sich das Umweltamt der Stadt Hamm selbstzufrieden (WA vom 24.7.): Alles bestens! Diese unbekümmerte Haltung steht in eklatantem Widerspruch zu den Beobachtungsdaten, die in den Untersuchungsberichten der Biologischen Stationen zu finden sind.
Die meisten Schutzgebiete erfüllen ihren Zweck nicht und können den Artenverlust nicht stoppen. Die Ursachen sind unter Naturschützern lange bekannt: Angeln in ökologisch sensiblen Bereichen, Jagd auch in Naturschutzgebieten, überdimensionierte Wegeführungen und eine intensive Landwirtschaft mit nur geringen Einschränkungen selbst in den Naturschutzgebieten.
Offenbar sucht man im Umweltamt aber nicht den Kontakt, denn Dr. Schmidt-Formann dankt zwar Anglern, Jägern und Landwirten für ihre Arbeit, die Naturschutzverbände und die Biologischen Stationen werden aber keines Wortes gewürdigt. Das ist ein Rückfall in die gestörte Kommunikation unter seinem Amtsvorgänger und ist gleichermaßen enttäuschend und entlarvend. Selbst den Massenrücktritt der Mitglieder des Naturschutzbeirats im vergangenen Jahr hatte die untere Naturschutzbehörde sprachlos gelassen; sie hatte mit keinem Wort reagiert. Beim Erlebensraum Lippeaue wurde nur der Kontakt zu einem der drei Hammer Naturschutzverbände gefunden. Doch es wird mehr als Lippenbekenntnisse brauchen, die Kluft wieder zu überbrücken.
Es stellt sich die Frage, warum die drei Umweltverbände die NRW-weite Initiative zu einem effektiven Arten- und Insektenschutz überhaupt inszenieren müssen! Planungs- und Bauordnungsbehörden können Vorgaben erstellen und Beratungen für Investoren und Bauwillige anbieten, um ökologische Ziele zu erreichen. Umweltbehörden sollten dafür Sorge tragen, dass zumindest in Schutzgebieten, in denen sie direkte Einwirkungsmöglichkeiten besitzen, eine entsprechende Artenvielfalt herrschen kann.