Dreißig interessierte Bürgerinnen und Bürger machten sich am 1. Mai auf die traditionelle Radtour der GRÜNEN Ratsfraktion in den Stadtbezirk Uentrop. Hamm ist schön – aber…
An einigen ausgewählten Standorten warf Tourenleiter Siegbert Künzel einen kritischen Blick auf aktuelle, städtische Projekte. Im Bereich des geplanten Baugebietes „Im Fuchswinkel“ ging es um den Flächenfraß von Garten- und Ackerland ohne ökologischen Ausgleich, um Eigenheime in prominenter Lage am Stadtrand investorenfreundlich zu ermöglichen. Am Burghügel Mark beklagte eine Teilnehmerin die bis jetzt wenig seniorenfreundliche Gestaltung der Anlage und den zunehmenden Kahlschlag von Bäumen und Sträuchern.
Im Sonnenschein konnten die Teilnehmer*innen einen imposanten Eindruck der 52 ha großen Fläche für das geplante Industriegebiet in Norddinker gewinnen. Einhellige Meinung: Finger weg von diesem wunderschönen Natur- und Erholungsraum.
Die beabsichtigte Erweiterung der Firma „Reiling Kunststoff Recycling“ sorgte für Entsetzen: eine hochwertige, geschützte Nass- und Feuchtlandbrache, Heimat und Lebensraum von 15 Rote Liste Arten, soll westlich der „K-Park I“ – Fläche für eine neue Betriebshalle und eines weiteren offenen Abfalllagers überbaut werden. Der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde hat aus artenschutzrechtlichen Gründen sein Veto eingelegt – die Verwaltung pocht weiterhin auf die Umsetzung des Vorhabens, weil ein Ersatz „möglich erscheine“. Plastikrecycling statt Rebhuhn und Wachtel – das darf angesichts der Diskussion um das Artensterben nicht sein!
Wolfgang Komo erläuterte am Beispiel des Aulafensters und des inzwischen abgebauten „Bewegungsnetzes im Atomgitter“ am Gymnasium Hammonense und der „3 Wegmarken“ von Gordon Brown die Entstehung von Kunstwerken im öffentlichen Raum: Während früher sich öffentliche Bauträger durch die Selbstverpflichtung zur „Kunst am Bau“ zur künstlerischen Gestaltung (und damit auch zur Förderung von Künstlern) aufgerufen fühlten, ist man heute auf Geschenke von Sponsoren angewiesen, deren Qualitätsvorstellungen allerdings nicht hinterfragt werden. Da seitens der Stadt Mittel zur Pflege und zum Erhalt solcher Kunstwerke fehlen (und manchmal auch das Interesse), kommt es oft zu ihrem Verlust (siehe Bewegungsnetz im Atomgitter).
Hartmut Regenstein, Storchenbeobachter aus Leidenschaft, erläuterte die mit 5,8 Mio. € geförderten Life-Projekte in der Lippeaue und verwies auf die erfolgreiche Rückkehr des Bibers und der Störche. An der alten Kleinbahntrasse nach Ahlen sorgte das auf einem Strommasten siedelnde Storchenpaar für Begeisterung.
Die zahlreichen Eindrücke wurden beim gemütlichen Ausklang an der Grillhütte des VfL Mark ausgetauscht und diskutiert. Fazit: Hamm ist schön – aber: man muss wachsam bleiben und sich einmischen, um die Schönheit zu bewahren.