„Es ist schon erschreckend, dass seit dem ersten Skandalspiel in Lippstadt die HSV-Fußballabteilung keinen Weg gefunden hat, das Problem in den Griff zu bekommen“, kritisiert Carsten Grüneberg, GRÜNES Mitglied im Sportausschuss, das bisherige Krisenmanagement. Dabei hat der Stadtsportbund in einer Stellungnahme auf eine Anfrage Grünebergs zu „Problemfans in Hamm“ umfangreich dargelegt, wie sie mit einem Beratungsnetzwerk und einem Handlungskonzept Hilfen für Vereine anbieten will, falls es in den Vereinen zu Problemen kommt. Haben SSB und HSV nicht kooperiert? Obwohl bekanntermaßen Dennis Kocker nicht nur Präsident des Stadtsportbundes, sondern gleichzeitig Vize im HSV-Gesamtvorstand und immer noch stellvertretender Abteilungsleiter Fußball beim HSV ist.
„Kürzer und direkter kann ein Ideen- und Gedankenaustausch und das Angebot an Hilfen eigentlich gar nicht kommuniziert werden“, so Grüneberg. Aber das hat wohl nicht geklappt…
Der HSV-Vorstand hat in seiner Stellungnahme auf die o.g. Anfrage einleitend hervorgehoben, „dass der Vorfall in Lippstadt einen Einzelfall darstellte“ (vgl. Anlage 2 zu STN 0975/17). Nun wurde der HSV offensichtlich von einem weiteren „Einzelfall“ überrumpelt. Von dem neuerlichen Vorfall hat Dennis Kocker laut eigener Aussage erst aus dem WA erfahren. Hat er die Brisanz des Risikospiels in Lippstadt nicht vorher erkannt und sich als Verantwortlicher um den reibungslosen Ablauf gekümmert? Sechs HSV-Abteilungsfunktionäre haben stattdessen tatenlos dem Treiben im Fanbus zugeschaut, sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt und waren von der Situation völlig überfordert.
Eine Aufarbeitung des ersten Skandalspiels, ein Handlungskonzept für den Fall X im Wiederholungsfall, der neu installierte „Fanrat“ und klare Kommunikationsstrategien innerhalb des HSV hat es wohl nicht wirklich gegeben – oder alles hat nicht funktioniert. Denn laut HSV-Vorstand sollte es mit dem „Fanrat“ ab der kommenden Saison Ziel sein, im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Gesprächsrunden mit den eigenen Fans und den Verantwortlichen des Vereins, die Kommunikation untereinander zu verbessern. Und dieses Ziel ist offensichtlich nicht erreicht worden! Noch nicht einmal die Organisatoren des HSV-Fanbusses können benannt werden!
In seiner Mehrfachfunktion als Präsident des SSB, des HSV-Vorstandes und der HSV-Fußballabteilung kann Dennis Kocker nun aber nicht einfach die Verantwortung auf die Fußballabteilung allein abwälzen, sondern sollte auch für sich die Konsequenzen ziehen. Schließlich übt er in leitender Funktion mehrfach die Kontrollfunktion aus und sollte über die fehlende Umsetzung der „Anti-Rechts-Konzepte“ und immer noch schlechten Kommunikationswege – dessen aktiver Teil er ist – Bescheid wissen.
Aus Grünebergs Sicht sollte er – nach dem Verzicht auf Fraktions- und Parteivorsitz – auch das Amt des Präsidenten des SSB niederlegen.
So bliebe ihm mehr Zeit, gemeinsam mit den anderen HSV-Verantwortlichen engagiert die Sachlage zu analysieren, Konzepte gegen Rechts zu entwickeln, die Umsetzung aktiv zu steuern und zu überwachen und generell die Kommunikationswege zu optimieren. Und er könnte endlich den Worten Taten folgen lassen. Als SSB-Präsident hat er in der o.g. Stellungnahme auf Grünebergs Anfrage erklärt:
„Durch engagierte Vereinsarbeit können sie Kindern und Jugendlichen vorleben und vermitteln, wie wichtig Respekt, Toleranz, Anerkennung und die Achtung der Menschenwürde sind.“
Das kann Dennis Kocker beim HSV nun unter Beweis stellen, seiner Verantwortung gerecht werden und den Karren aus dem Dreck ziehen.