28.09.2018 – Informationsbrief Mitte zur Umbenennung der "Bänfer"- in "Gersonstraße"

Mit der Bezeichnung „Gersonstraße“ wird an zwei engagierte Hammer Bürger und ihre Familie erinnert. Seit dem 17. Jahrhundert wohnt Familie Gerson in Hamm. In der Bezirksvertretung Hamm-Mitte wurde am 9.05.2018 Einigkeit erzielt, dass die Bänferstraße in Gersonstraße umbenannt werden soll. Eine zuvor eingerichtete Forschungsgruppe hat Bänfers Verstrickungen zum Nationalsozialismus nachgewiesen.
Max Gerson (1862 in Hamm – 1902 in Hamm) leitete nach kaufmännischer Ausbildung und Militärdienst ab 1898 das Bankhaus Max Gerson. Er war u.a. auch Aufsichtsratsvorsitzender der Isenbeck-Brauerei und Stadtverordneter für die Liberale Partei. Nach seinem Tod im Alter von 48 Jahren nennt ihn der damalige Oberbürgermeister Matthaei einen „lieben Freund und Kollegen“ und lobt seinen „uneigennützigen Charakter“. Max Gerson wird auf dem evangelischen Ostenfriedhof beerdigt.
Seine Witwe Bertha wird 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 stirbt. Bei der Auflösung ihrer Wohnung spielt der damalige Hammer Museumsdirektor Bänfer eine zwielichtige Rolle. Von den drei Söhnen der Familie gelingt einem die Auswanderung nach Argentinien, die beiden anderen werden ermordet.
Ernst Gerson (1864 in Hamm – 1945 in Schweden), der jüngere Bruder von Max, wird nach Abitur und Militärdienst Rechtsanwalt und Notar in Hamm. Er vertritt vor allem Unternehmen vorm Oberlandesgericht. Seine Leidenschaft ist das Rudern. Deswegen ist er zusammen mit seinem Bruder Max 1890 Mitbegründer des Hammer Ruderclubs. Er engagiert sich als aktiver Ruderer, Schiedsrichter, Mitarbeiter des Deutschen Ruderverbandes. Mit seiner Frau Charlotte (geb. Papendieck) hat er acht Kinder. Ab 1933 darf er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Ernst Gerson stirbt 1945 in Schweden, Charlotte Gerson am 1.5.1971.
(Quelle: M. Brand, Geachtet – Geächtet. Das Leben Hammer Juden in diesem Jahrhundert, Hamm 1991, S. 34ff und S. 137ff)
Die feierliche Einweihung findet statt am Fr., 5.10.2018, 11:00 h!