Wolfgang Komo, Mitglied im Kulturausschuss, erläuterte in seiner Rede zum Haushalt die Notwendigkeit, mehr in Sachen Kultur zu tun!
Seit Jahren befinde ich mich in der Rolle des kritischen Beobachters städtischer Kulturpolitik und damit auch des Kritikers der städtischen Haushaltsplanungen.
Diesmal habe ich ernsthaft überlegt, ob es nicht an der Zeit wäre, einmal Ja zum Haushaltsplan zu sagen. Gründe dafür könnte man ja finden: Es gibt genügend Bereiche, in denen der Ausgabenansatz stabil bleibt und nicht gekürzt wurde. Und wenn die heutigen Anträge zum Aufstocken der Förderung von Jugendkunstschule, Kulturwerkstatt Oberonstraße und Kulturrevier Radbod Erfolg haben, dann erst recht.
Dennoch bin ich überzeugt, dass das nicht reicht. Und ohne die kleinen Erfolge schmälern zu wollen: es muss in Sachen Kultur mehr geschehen. Mehr an Geld, mehr an Personal, mehr an Aktion. Hier werden die Weichen gestellt für die Kulturentwicklung in den nächsten 2 Jahren.
- „Es müssen verstärkt Kultur, Aufenthaltsqualität und Gastronomie in der Innenstadt zu Hause sein.“ Stammt nicht von mir, sondern von HP (WA, 9.11.18). Und was ist Realität? Das Angebot „Kunstdünger“ zieht sich aus der Innenstadt zurück, seine Sponsorenfinanzierung schwindet, das Bahnhofsquartier wird dem „Hamburger Fischmarkt“ überlassen. – Der Haushaltsplan gibt dafür nichts her. Und obwohl die Belebung der Innenstadt nicht nur zum Sich-wohl-Fühlen gedacht ist, sondern auch wichtige wirtschaftliche Interessen dabei eine Rolle spielen, wird die Wirtschaftsförderung nicht für kulturelle Zwecke eingespannt. Es wird Zeit, dass innerstädtische Kulturangebote als Aufgabe der Gesamtverwaltung angesehen werden.
- Kunst im Öffentlichen Raum. Während wir im Ausschuss in der letzten Zeit gelegentlich diskutiert haben, wie dieses Thema konzeptionell in der Zukunft auszusehen hat, welche Art Objekt wo passend sein könnte, verschwindet hinter unserem Rücken das Vorhandene. Beispiele? → Achten Sie einmal auf die STN 1481/18 der heutigen TO – das Kunstwerk „Bewegungsnetz im Atomgitter“ ist eingelagert, so recht zuständig scheint niemand für die Reaktivierung. Oder das Lichtkunst-Objekt an der Ahsebrü Oder die O.-Alt-Säulen (vgl. STN 1469/18 für BV Mitte). Oder das Mosaik an der Fassade von terVeen. Oder… – Keiner in der Verwaltung scheint so recht zuständig, Personal fehlt und Geld zum Erhalt oder zur Reparatur sowieso.
- Schon vor zwei Jahren hatten wir im Rahmen der Haushaltsberatungen beantragt, die freie Kulturszene zusätzlich zu fördern, die mit vielfältigen Aktionsformen und Angeboten die Stadt bereichert. (…)
- Ich weiß, wir sind hier nicht der Personalausschuss – und dennoch: Kultur wird von Menschen gemacht, Kultur braucht Personal. Aber wir erleben in unserem Bereich eher das Gegenteil. Gerade am Beispiel des Stadtarchivs erleben wir gestiegenen Aufgabezuwachs, dem der Personalbestand nicht mehr entspricht und der gerade das Kerngeschäft in den Hintergrund zu drängen droht. Auch hier: Es wird Zeit, dass innerstädtische Kulturangebote als Aufgabe der Gesamtverwaltung angesehen werden.
Wir kennen das wahrscheinlich alle: Die mitleidigen Blicke der Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ausschüssen, wenn man einmal 5.000 € extra für etwas im Kulturbereich fordert. Die sind ganz andere Größenordnungen gewohnt (und ich verzichte hier auf die großen Stichwörter „Kanalkante“ und „Tierpark“) … In Sachen Kultur kann man mit relativ wenig viel erreichen. Man muss es nur tun. Jedenfalls: Ein einfaches „Weiter so!“ reicht nicht.