Die gute Nachricht zuerst: die Stadt Hamm konnte ihren Rang 1 in der Ortsgrößenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner in NRW mit der Durchschnittsnote 3,7 behaupten und setzte sich gegenüber 15 anderen Kommunen in dieser Größenklasse durch. Bundesweit kommt Hamm in dieser Kategorie mit 42 weiteren Orten auf Rang 10 (- 1 Rang gegenüber 2022). Die Gesamtdurchschnittsergebnisse blieben in den letzten Jahren konstant bei befriedigend.
Die schlechte Nachricht: alte Probleme wie die Breite, die Oberfläche, der Winterdienst oder die Falschparkenkontrolle auf Radwegen sowie die Führung an Baustellen bleiben erhalten und wurden wie bisher nur mit ausreichend bewertet. Die Zahl der Befragten reduzierte sich deutlich von 518 in 2020, 495 in 2022 auf 331 in 2024.
Die Ampelkoalition hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag 2020 die Förderung des Radverkehrs auf die Fahnen geschrieben. Die Auswertung der ADFC-Fahrradklimatests 2020, 2022 und 2024 belegt, dass in einigen Bereichen Verbesserungen erzielt werden konnten.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Werte in der Kategorie „Fahrrad- und Verkehrsklima“ leicht verbessert haben (von 3,6 in 2020 auf 3,3 in 2024), wobei das „Radfahren für Alt und Jung“ mit 2,8 deutlich über dem Durchschnittswert (3,3) liegt. In der Kategorie „Stellenwert des Radfahrens“ ist eine leichte Verbesserung bei den Durchschnittswerten (von 4,4 in 2020 auf 4,1 in 2024) erkennbar, vor allem durch die positivere Bewertung der „Fahrradförderung in letzter Zeit“. Die „Fahrradförderung in letzter Zeit“ verbesserte sich um eine ganz Schulnote von 4,5 in 2020 auf 3,3 in 2024.
In der Kategorie „Komfort beim Radfahren“ bleibt die Bewertung unverändert „ausreichend“. Einzig die Bewertung der „Abstellanlagen“ weist eine Verbesserung von 4,1 in 2020 auf 3,7 in 2024 auf. Es scheint, dass das 2.000-Fahrradbügel-Programm Wirkung zeigt.
Der Spitzenreiter der fünf Kategorien bleibt die Kategorie „Infrastruktur & Radverkehr“ mit der Durchschnittsnote 2,8. Sehr positiv wird hier die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und das zügige Radfahren sowie die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung bewertet.
Überraschend ist, dass die Konflikte mit Fußgängern wieder an Gewicht zunehmen. Gegenüber dem Ausgangswert von 2012, der ersten ADFC-Befragung, ist der Wert um eine halbe Schulnote von 3,0 auf 3,6 in 2024 gesunken. Eine Erklärung könnte die Zunahme der E-Bikes mit deutlich höheren Geschwindigkeiten sein.
Mit Blick auf die vielen Projekte, die die Ampelkoalition in den letzten fünf Jahren auf den Weg gebracht haben (qualitativer Ausbau der Radhauptrouten, Fair-Teilung der Goethestraße, Ausbaupläne für Ludwig-Erhard-Straße usw.) wird der nächste ADFC-Test 2026 Auskunft geben, ob der eingeschlagene Weg zur Verkehrswende beibehalten werden konnte. Zu hoffen bleibt, dass dann wieder mehr Teilnehmende an der Befragung teilnehmen.
Nichtsdestotrotz bleiben dicke Bretter zu bohren. Der Umbau der Hauptverkehrsstraßen zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmenden (Fuß und Rad) ist aufwändig, erfordert einen enormen Planungsaufwand und muss von der Bürgerschaft als deutlicher Zugewinn verstanden werden. Denn nur so kann man die Bewertung des Komforts beim Radfahren (Breite und Oberfläche der Radwege) nachhaltig verbessern.
Angesichts knapper Kassen und begrenzter Planungskapazitäten der Kommune müssen Radfahrende allerdings auch Verständnis dafür aufbringen, dass keine Wunder zu erwarten sind.
Respekt und Rücksicht bleiben für alle Verkehrsteilnehmenden das A und O, um für mehr Sicherheit im Verkehr zu sorgen.