Stolperschwelle erinnert an 148 deportierte Juden

Vor genau 80 Jahren wurden die letzten Hammer Juden am 27.02.1943 nach Auschwitz deportiert. Bereits am 27.04. und am 27.07.1942 erfolgten bereits Transporte nach Zamosc und Theresienstadt. Insgesamt wurden 148 jüdische Bürger und Bürgerinnen in den Tod geschickt.

Am 11.11.1941 verfügte die Hammer Stadtverwaltung die Einweisung der in Hamm verbliebenen jüdischen Bürgerinnen und Bürger in eine Baracke in der Nähe des Bahnhofs – nach dem Verlust ihrer Wohnung die letzte Station vor der Deportation.

Oberbürgermeister Marc Herter erinnerte an das Schicksal der ermordeten Mitbürgerinnen und mahnte, dass sich Ausgrenzung, Diskriminierung, Hass und Vernichtung nicht wiederholen darf. Die Machtergreifung 1933 durch Hitler und die NSDAP war eine Machtübergabe, an der auch Politiker anderer Parteien beteiligt waren – und uns Nachkommende warnen sollte.

Dr. Markus Meinold, stellvertretender Amtsleiter des Stadtarchivs, ging in seinem Beitrag auf die unwürdige Rolle der Deutschen Reichsbahn ein, ohne deren Mithilfe die Vernichtungsmaschinerie nicht funktioniert hätte. Erst sehr spät stellte sich die Deutsche Bundesbahn – als Rechtsnachfolgerin – überhaupt der Verantwortung und Aufarbeitung. Besonders perfide: die Deutsche Reichsbahn stellte den Deportierten die Kosten für ihre Fahrt in Rechnung!

Gunter Demnig schilderte in bewegenden Worten Stationen seines Projekts – von der ersten, ungenehmigten Verlegung von Stolpersteinen in Köln bis zu seinem mittlerweile Europa weiten Einsatz. Er berichtete von einer Stolperstein-Einweihung mit „Familienzusammenführung“ der bisher untereinander unbekannten Nachkommen, von ergreifenden Begegnungen in Italien. In Dachau sollen tausende Steine an die Ermordeten erinnern. „Wir verneigen uns vor den Toten, wenn wir die Steine lesen wollen, erweisen ihnen Respekt und geben ihnen so die Würde zurück!“ so Demnig.

Gelobt wurde der Einsatz der „Stolperstein AG“ der Friedensschule, die gemeinsam mit dem Stadtarchiv zu Opfern und Angehörigen recherchieren und so weitere Verlegungen der Stolpersteine vorbereiten, die für Mai 2023 geplant sind.

Gedankt wurden den städtischen Mitarbeitern des Tiefbauamtes, die die Verlegung der Stolperschwelle vor- und nachbereitet haben.

Die Stolperschwelle vor der Radstation erinnert an das Schicksal von 148 Opfern der Shoa; Foto: S. Künzel
Foto v.r: Dennis Kosian (CDU-Fraktionsvorsitzender), Stefanie Baranski (Bezirksbürgermeisterin – SPD) und Siegbert Künzel (GRÜNE-Fraktionsvorsitzender) gedenken vor der frisch verlegten Stolperschwelle der Deportierten und ermordeten Mitbürger