Tierpark: Personalpolitik nach Gutsherrenart

Der Tierpark Hamm hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt. Nicht zuletzt die gestiegenen Besucherzahlen beweisen, dass der Geschäftsführer, Kai Hartwich, und seine sehr engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das vom Rat bereitgestellte Geld sehr sinnvoll eingesetzt haben. Der Tierpark ist auf einem sehr guten Weg.

Man sollte glauben, die Stadt hätte ein großes Interesse daran, sich die Mitarbeit des Geschäftsführers auch weiterhin zu sichern. Das Gegenteil ist der Fall. Die Stadt hat sich einige Mühe gegeben, einen jungen, ambitionierten, erfolgreichen Mitarbeiter zu vergraulen, um nicht zu sagen zu mobben!

Und das geht so:

Der Geschäftsführer legt seinem Aufsichtsrat den Wirtschaftsplan für das kommende Jahr vor. Natürlich muss dieser Plan von der Konzernsteuerung genehmigt werden, die Vorstellungen des Geschäftsführers sind letztlich nicht bindend. In diesem Falle stellt der Aufsichtsrat sehr schnell fest, dass dieser Plan nicht funktionieren kann. Zugespitzt formuliert ist völlig klar, dass er nur dann umgesetzt werden kann, wenn die Tiger nur noch mit Kartoffeln gefüttert oder die Gehälter gekürzt werden.

Der Aufsichtsrat nimmt seine Aufgabe ernst und beschließt den Wirtschaftsplan nicht. Stattdessen wird der Oberbürgermeister zu einer Sondersitzung eingeladen, um die offenen Fragen zu klären.

Und genau jetzt ist der Tatbestand der Majestätsbeleidigung erfüllt. Natürlich kommt der Oberbürgermeister der Einladung nicht nach. Sicher, für die Presse küsst er jedes neu erworbene Känguru höchstpersönlich, aber eine Sitzung mit dem Aufsichtsrat des Tierparks?

Also schickt er einen seiner Kofferträger aus der Teppichetage. Es wird natürlich auch nicht diskutiert, sondern dekretiert. Und zwar: der Tierpark erhält mehr Geld, immerhin, ganz falsch kann die Intervention des Aufsichtsrats nicht gewesen sein.

Dann aber der Hammer: der Geschäftsführer des Tierparks erhält einen Aufpasser. Er wird zukünftig vom Geschäftsführer der Zentralhallen kontrolliert. Ob den das freut, kann man nicht wissen, jedenfalls wird er als gelernter Germanist die feine Ironie dieser Entscheidung erkennen und zu schätzen wissen.

Der Geschäftsführer des Tierparks hat aus dem Vorgang den Schluss gezogen, dass seine Arbeitskraft woanders sicher mehr geschätzt wird. Er hat gekündigt.

Dem Aufsichtsrat wird durch den Oberbürgermeister ebenfalls verdeutlicht, welche Bedeutung seiner Arbeit beigemessen wird. Die Kündigung des alten und die Berufung des neuen Geschäftsführers darf er der Presse entnehmen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht es so ähnlich. Unter diesen Umständen sehe ich wenig Sinn darin, noch bis zum Ende der Sitzungsperiode an den Sitzungen des Aufsichtsrats teilzunehmen.