In dem Antrag 0236/21, dem der Rat am 29.6.2021 zugestimmt hat, fordern Bündnis 90/Die Grünen die Einführung von Qualitätsstandards für den Ausbau von Fahrradstraßen in Hamm.

Fahrradstraßen müssen so gestaltet sein, dass das Fahrrad hier auch eine wirklich vorherrschende Verkehrsart sein kann. Dazu formulierten die GRÜNEN im Antrag folgende Standards:

  • Breite der Fahrgasse künftig mindestens 4 m (zzgl. 0,5 – 0,75 m Sicherheitstrennstreifen zu parkenden PKW) und max. 5 m (+Sicherheitsstreifen).
  • Da PKW-Verkehre nur ausnahmsweise stattfinden sollen (z.B. Anwohner), sind Möglichkeiten zur Reduktion/Verhinderung von Durchgangsverkehren zu prüfen.
  • Nur die Fahrgasse ist rot einzufärben, die Eingangsbereiche durch adäquate Maßnahmen hervorzuheben, um die Aufmerksamkeit zu steigern.

Am Beispiel der Grünstraße zwischen Alleestraße und Feidikstraße im Bezirk Hamm-Mitte zeigten Fraktionsvorsitzender Reinhard Merschhaus und Bezirksfraktionsvorsitzender Siegbert Künzel bei einer Begehung anschaulich, wo Verbesserungsbedarf besteht. Daher soll diese Straße als Pilotprojekt nach den neuen Kriterien gestaltet werden.  Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse dienen der Beratung für weitere Umgestaltungen bzw. Einrichtung von Fahrradstraßen.

Inzwischen hat die Verwaltung Ausbaupläne für die Grünstraße veröffentlicht. Dass es sich dabei nur um eine Übergangslösung handeln kann, bei der nicht alle Kriterien erfüllt werden, ist deutlich zu erkennen. „Wir sind natürlich froh, dass die Verwaltung noch in diesem Jahr unseren Antrag versucht umzusetzen“, lobt Reinhard Merschhaus die zügige Arbeit des Stadtplanungsamtes, muss aber zugleich einschränken „Leider lassen die Ausbaupläne erkennen, dass die Vorgaben leider nicht in Gänze umgesetzt werden. Eine echte Verkehrswende und damit deutliche Verbesserung für Fahrradfahrende ist so nicht zu erzielen.“

Nach den Plänen der Verwaltung wird zwar die Fahrgasse über die gesamte Länge rot eingefärbt, um den Autofahrern zu signalisieren, dass sie in dieser Straße nur zu Gast sind. Allerdings wird dabei die geforderte Fahrgassenbreite nicht eingehalten. In einem Teilabschnitt beträgt die Breite nur 2,05m – zu schmal, insbesondere bei Begegnungsverkehren. Hier werden auch weiterhin Radfahrende benachteiligt sein. Der stärkere Verkehrsteilnehmer (Kfz) wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit durchsetzen. Für eine breitere Fahrgasse müssten Parkplätze entfallen. Da nicht nur durch Anwohnende sondern auch durch die umliegenden Behörden ein hoher Parkdruck in dieser Straße und dem gesamten Quartier herrscht, ist dies nicht so ohne weiteres zu realisieren. „Ergänzend zu dem ersten Ausbauschritt der Grünstraße muss eine generelle Überarbeitung des Parkraumkonzepts und der Verkehrsflüsse in dem Quartier stattfinden“, formuliert Wolfgang Ruthe den Auftrag an die Verwaltung. „Auch eine konsequente Überwachung des Parkraums ist in diesem sensiblen Gebiet unerlässlich. Sonst wird der ohnehin begrenzte Raum für Radfahrende durch widerrechtlich parkende Autos noch weiter eingeschränkt.“

Weiterhin wird an der Kreuzung Grünstraße/Schillerstraße/Heinrich-Lübke/Straße eine neue Vorfahrtregelung eingerichtet. Dies soll die so oft genutzte Umfahrung der Alleestraße zwischen Schwarzem Weg und Werlerstraße weniger attraktiv machen. Am eigentlichen Zustand auf der Grünstraße, in der KFZ-Verkehr idealerweise nur zu Gast sein und nur in Ausnahmefällen stattfinden soll, ändert das wenig. Kfz-Verkehr ist nach wie vor zugelassen und nicht nur auf Anwohnende beschränkt. Durchgangsverkehre werden auf diese Weise sicher nicht unterbunden. Daher ist es sinnvoll, auch hier verwaltungsseitig eine neue Verkehrsflussplanung etwa in Form einer Einbahnstraßenregelung für das Quartier vorzunehmen.

„Nur durch einen konsequenten Ausbau von Fahrradstraßen und einer Neuaufteilung des Verkehrsraumes schaffen wir es, dass Fahrradfahren in Hamm sicherer und auch attraktiver wird. Die Verkehrswende und die Erhöhung des Anteils an Radfahrende in unserer Stadt ist nicht durch Alibi-Maßnahmen zu erzielen. In unserem Koalitionsvertrag haben wir ´Vorrang fürs Rad´ vereinbart – dafür werden wir uns auch einsetzen“, bezieht Reinhard Merschhaus klar Position.