Wie ist es um die Existenz des Waldes Papenloh bestellt?

Ulrike Wollenhaupt:

„Der Papenloh ist angeschlagen.

Nicht nur, dass der Papenloh als Wirtschaftswald in den letzten Jahren immer wieder ausgeräumt wurde. Zusätzlich ist der Waldrand beschädigt worden, indem der alte Baumbestand an den Rändern immer stärker zurückgeschnitten wurde. Jetzt macht der Klimawandel dem Papenloh sichtbar zu schaffen.

Die Trockenheit und Hitze der letzten Jahre hat viele Nadelbäume vernichtet und große Lücken in das Kronendach geschlagen. Letztes Jahr waren die Laubbäume in zweiter Reihe dran, jetzt geht es Buchen und Eichen in dritter Reihe an den Kragen. Die neusten Kennzeichnungen an Bäumen im Papenloh zeigen, wie viele Bäume demnächst herausgeholt werden sollen.

Dieser Prozess wird weiter gehen. Je größer die Verletzungen des Kronendachs, desto stärker wirken sich Hitzeschäden auf den gesamten Wald aus. Licht und Hitze machen den Wald kaputt, denn sie treiben die Höchsttemperaturen im Wald in die Höhe und lassen das gespeicherte Wasser verdunsten.

Nur ein Beispiel: Während des heißesten Tages des Jahres 2019 betrug der Temperaturunterschied zwischen Wäldern mit dichtem und mit offenem Kronendach über 13 Grad Celsius! Der Wald heizt sich auf. Die Folgen sind Wasserverlust im Boden und Hitzeschäden an der Baumrinde. Neupflanzungen sind gut, aber junge Bäume haben es da wirklich schwer.

Und vor allem: So schnell, wie ein alter Baum jetzt Schaden nimmt, kann kein neuer Baum nachwachsen. Das bedeutet für unseren Papenloh: Wir müssen auf jeden Baum aufpassen, damit wir ihn erhalten können!“

Was kann man gegen eine weitere Schädigung des Papenloh tun?

Christel Weiß:

„Die Entwicklung der Wälder braucht einen sehr langen Vorlauf. Gerade Schattenbaumarten wie Buchen brauchen mindestens 20 Jahre, um zur Schließung des Kronendachs beitragen zu können. Fest steht, dass die klimatischen Veränderungen Störungen im Waldökosystem hervorrufen. Vorkommen und Häufigkeiten von Tier- und Pflanzenarten sind massiv bedroht. Ich erinnere mich: Früher war der Papenloh voller Tiere: Rehe, Vögel, Insekten. Wo sind die heute geblieben?

Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW hat deshalb Anpassungsstrategien erarbeitet  und empfiehlt nicht nur veränderte Pflegemaßnahmen, sondern auch den Waldnaturschutz auszuweiten. Pflegemaßnahmen sind auf die Stabilisierung des Waldes auszurichten, Schutzziele sind anzupassen, ein forstliches Krisenmanagement ist einzurichten, Schutzgebiete müssen errichtet werden mit Pufferzonen und Vernetzungen usw. Das alles gibt es beim Papenloh noch nicht, stattdessen wird weiter gewirtschaftet wie bisher. Wir fragen uns, warum gibt es da kein Umdenken?“

Welche Gestaltungschancen bietet der Papenloh für Rhynern?

Andrea Pfeifer:

„Für die Veränderungen am Papenloh brauchen wir eine veränderte Grundhaltung.

Bisher hat die Gesellschaft den Wald BENUTZT. Der Ertrag durch Holzeinschlag musste die Kosten für Pflege aufwiegen. Das Ökosystem sollte sich immer selbstständig regenerieren. Baumbestand und Tierwelt stand der Öffentlichkeit unentgeltlich zur Erholung zur Verfügung. Jetzt ist eine entscheidende Veränderung eingetreten: Das Ökosystem erholt sich nicht mehr so einfach. Wir spüren den Klimawandel nicht allein durch Überschwemmungen, auch der sterbende Wald gehört dazu. Das passiert hier vor unser aller Augen, in Rhynern. Der Unterschied ist: Hier vor unserer Haustür können wir etwas tun. Nein, falsch: MÜSSEN wir etwas tun. Hier haben wir es in der Hand: Waldeigentümer, Stadtverwaltung und jeder einzelne Bürger Rhynerns.

Jetzt gerade überplant unsere Stadtverwaltung den Papenloh, ein Bürgerpark soll entstehen. Das ist gut, denn Westfalia Rhynern gibt das Stadion im Wald auf. Wir Grüne sehen hier eine Chance nicht nur für das Dorf, sondern gerade für den Wald! Es ist jetzt notwendig, ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, in dem Maßnahmen für einen intakten Wald im Mittelpunkt stehen. Priorität müssen Waldschutzmaßnahmen haben, denn sonst haben wir bald keinen Wald mehr, sondern nur noch Wege, Freiflächen und Sportanlagen. Das kann nicht im Interesse der Öffentlichkeit liegen, auch wenn Einzelne davon sicherlich profitieren.

Wir regen deshalb dringend an, das bestehende Waldökosystem Papenloh im Ganzen zu analysieren, zu stabilisieren und mit neuem Wald zu ergänzen, damit der Papenloh auch langfristig Rhynern erhalten bleibt. Freiflächen, Versiegelungen und Sportstätten haben im und für den Wald keinen Wert. Entweder wir schaffen ein intaktes Ökosystem oder wir entscheiden uns für Remmidemmi. Beides passt nicht zusammen.

Und noch ein Wort zur Stadtentwicklung in Rhynern: Wohnbebauung am oder im Papenloh ist kontraproduktiv. Bisher war Stadtentwicklung immer mit dem Gedanken an Erweiterung und Wachstum verbunden. Inzwischen leben wir in NRW und auch in Hamm in einer schrumpfenden Region. Wir müssen uns bezogen auf die Einwohnerzahl auf Schrumpfungsprozesse einstellen, die wir nicht stoppen können, auch nicht durch das Ausweisen immer neuer Baugebiete. Was wir in dieser Situation brauchen, sind neue Ideen, und keine überkommenen städtebaulichen Muster. Der reine Städtebau mit seiner alleinigen Ausweisung von Baugebieten hat seine Rolle als führende Disziplin der Stadtgestaltung längst eingebüßt. Der landschaftsarchitektonische Stadtumbau löst ihn ab: Strategische Planung und integrierte Konzepte für Stadt- und Landschaftsreparatur, Qualitätssteigerungen durch ökologische Aufwertung, erholungsfördernde Ziele und Synergieeffekte.

Wichtiger Teil eines solchen neuen Konzepts in Rhynern ist der Papenloh. Wir müssen also dafür sorgen, dass der Papenloh mit bereits vorhandenen Waldstücken vernetzt wird, z. B. dem Waldstück hinter der „Weidenhecke“. Wir Grüne wiederholen deshalb unsere Anregung, den benachbarten Acker „An der Lohschule“ NICHT zu bebauen, sondern den Wald dort zu erweitern. Es ist zwar wichtig, neue Bauplätze – mit Augenmaß – zu schaffen, aber an dieser Stelle schmälert eine Bebauung Lebensqualität und Ökosystem in unverhältnismäßigem Ausmaß.“

 

Waldentwicklung mit einem nachhaltigen Gesamtkonzept fodern die GRÜNEN in Rhynern für den Papenloh; Foto: L. Pfeifer